— 330 —
sorgfältigen Prüfung der Angelegenheit. Dieses Gutachten erregte den Zorn Pfefferkorns und seiner Freunde, und es entbrannte ein Streit, der das lebhafteste Interesse der ganzen christlichen Welt in Anspruch nahm und sich immer mehr zu einem Kampfe zwischen Humanismus und mönchischer Verdnnk-lnngssucht gestaltete. Alle erleuchteten Geister stellten sich auf Reuchlius Seite, und eine Menge spitziger Federn übergoß die Anhänger des alten Systems mit der beißendsten Satire. So erschienen in den Jahren 1515 und 1517, von mehreren Verfassern geschrieben, die berühmten „Briefe der Dunkelmänner", worin im köstlichsten Mönchslatein die platten und zum Teil sehr unflätigen Herzensangelegenheiten der Dominikaner mit steter Beziehung auf ihren Haß gegen Reuchlin anscheinend so harmlos besprochen wurden, daß anfangs viele der Betroffenen den Spott gar nicht merkten pnd allen Ernstes glaubten, die Briese seien wirklich von Angehörigen ihrer Partei ausgegangen. Der dritte der drei obengenannten großen Humanisten, Eras-1467 mus von Rotterdam, besuchte als Anabe die vorzügliche bis Schule zu Deventer und trat dann nach dem Willen seiner Verwandten in ein Kloster, aus dem ihn indes nach fünfjährigem Aufenthalt der Bischof von Bamberg befreite, damit er sich ganz seiner Vorliebe für gelehrte Studien hingeben könne. Zu dem Zwecke bezog er die Universität Paris und lebte hierauf abwechselnd in England, Frankreich, den Niederlanden und Italien, bis er seinen Wohnsitz sür immer in Basel aufschlug, wo er seine noch übrigen Tage in ungestörter Beschäftigung mit den Wissenschaften und in regem brieflichen Verkehr mit den größten Geistern aller Nationen verbrachte. Unter seinen zahlreichen Werken ist das bedeutendste die Ausgabe des griechischen _ neuen Testaments mit einer lateinischen Übersetzung nebst beigefügten Anmerkungen, eine Arbeit, welche den Theologen das Verständnis der heiligen Schrift wesentlich erleichterte und für die Erklärung derselben die wertvollsten Anhaltepunkte lieferte. Das meiste Aufsehen machte indes seine Satire „Lob der Narrheit", worin er in volkstümlicher und doch überaus feiner Weise die Gebrechen der Zeit, die Schwächen und Laster der Menschheit, namentlich die Unwissenheit, Faulheit und Sittenlosigkeit des entarteten Mönchstums geißelte.
Die Deutschen waren nach dem Zeugnis des Tacitus schon vor zwei Jahrtausenden eine sangeslustige Nation. Aber keines jener Lieder, die sie damals auf den Schlachtfeldern oder bei festlichen Gelagen erschallen ließen, ist bis in unsere Tage herübergeklungen; die ältesten Denkmale deutscher Dichtkunst stammen vielmehr erst os den Zeiten der Karolinger, wo ja überhaupt die Anfänge jeder Art litterarischen Lebens zu suchen
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Extrahierte Ortsnamen: Rotterdam Deventer Bamberg Paris England Frankreich Italien Basel
A. C f_____über die Umversal-Histseie. 349
harte Gerichte seinen Anfang genom, -
men/ als Pabst innocentius in. einige
Ctßercienjer, dkllm sich auch Dominicus
zugesellet/ der Albigenfer Sache zu Un,
1235 tersuchen / in Frankreich schickte. Dte
erste lnquifttion ist zu Tbouloufe vom
Pabst Gregorio ix. angelegt worden /
und wurde von denen inquifitonbusmit
Feuer und Schwerdt aufö härteste ge,
tobet.
1241 Hl. Daß die Tartarn in Ungarn/ Pohlen und
Schlesie/öbelgehauset.znderschlachc
beywolstavt/ohnweitriegnih/litten die
Christen eine so harte Niederlage/daß
die Tartarn nur mit jener abgeschnitte,
nen Obren 9. Säcke füllen konten.
»76
1:84
Iv. Daßmargarelha / eine Gemahlin Graf
Hermanns zu Henneberg/ und Graf
Florentis iv. von Holland und See«
land Tochter und Erbin / zu Losduy,
ne/ eine halbe Meile von Haag / z6s.
Kinder auf einmabl soll gebohren haben/
und tauffen lassen/und ist in derbemhar,
diner.abtey daselbst der Gräfin und
dieser ihrer Kinder Epitaphmm zu sehen.
Doch es sind viel Umstände/welche die
Historiezweiffelhafftmachen.
V. Daß die Begebenheit mit dem Ratten,
Fänger zu Hameln / der tzo. Kinder mit
sich in den Kopolberg entführt/und ver,
schlin,
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Iv. Die Niederlande. A. Holland.
651
gewöhnlich aber reiswik gespr.), berühmt durch den 1697 daselbst geschlos-
senen Frieden.
vem, mit 22,000 Einw., an der 8chice, hat sehr von seinem ehe-
maligen Wohlstände verloren und treibt nur geringen Handel. Hier ward,
auf dem sogenannten Prinz enhose, einem ehemaligen Kloster, der Befreier
der Niederlande, Wilhelm von Oranien, 1584 von einem Franzosen
Balthasar
durch einen Pistolenschuß ermordet. Sein Denkmal
steht in der hiesigen Neuen Kirche, wo sich auch das Denkmal des Hugo
Grotius (geb. 1583) befindet. In der Alten Kirche, Onde Kerk, sieht
man die Gräber des Admirals Tromp und des hier (1632) geborenen Natur-
à à . a ä ^ . à w % /t « /-\ /sa à à * O i#
forschers Leellwenhoek
Maas. Oestlich
davon: Gouda (gauda) oder ter Gouw, mit 15,500 Einw. Die gemalten
Hauptsitz
chlamm
Fenster der hiesigen Johanneskirche sind berühmt
der Backstein- und Pfeisenbrennereien. Zu
mrs der benachbarten Ójff es und dem Haarlem er Meer, zu diesen muß der
Pfeifenthon weit her meistens aus der Gegend von Namnr und Coblenz
geholt
Die Pfeifen werden
Form gepreßt
der Kops ausgehöhlt und dann, die schwierigste Operation von allen, das
Rohr aus freier Hand
werden sie polirt und zu w
dalisch sehr künstlich aufges
da nicht allein in Holland
rauchen, sondern auch
Hunderten in einer Thonkapsel
hierauf
Weiber
Man rechnet
Der Absatz ist ungeheuer,
4000 Menschen, die sich mit dieser Fabrikation beschäftigen. — Dordrecht,
oder Dort, auf einer Insel am linken Ufer der Merwe, eine ansehnliche
Handelsstadt mit 24,100 Einw. und einein guten Hafen für beladene
Ostindienfahrer. Holz, welches in ungeheuren, oft mit 3—400 Menschen
besetzten Flößen den Rhein herab, ans der Schweiz und dem Schwarzwalde
kommt und hier
berühmtesten ist
gesägt
die
wird,
Am
ist Hauptgegenstand des Handels
Stadt wegen der 1618 und 1619 hier gehaltenen
Kirchenversammlung (Synode) der Reformirten, deren Beschlüsse, wodurch
der streng calvinische Lehrsatz von der unbedingten Gnadenwahl festgesetzt
wurde, beinahe nur für Holland Gültigkeit erhielten. Im
Lehrsätze
Preußischen
a, rechts an der für Seeschiffe schiffbar
durchschnitten.
ie ist nächst Amsterdam die bedeutendste
Handelsstadt der nördlichen Provinzen; ja ihre Lage ist selbst günstiger als
die ihrer Nebenbuhlerin. Aiich ist sie im Besitz des Handels mit Deutsch-
Frankreich und England und nimmt seit 1830 Antheil am ostindischen
ihrer
Handel: Wein, Getreide, Holz und Colonialwaaren sind Hauptartikel
findet hier auch eine Menge Fabriken
großen Orgel berühmt. Die Börse war früher schöner als die Amster-
damer; unweit derselben, auf dem großen Markt, steht die eherne Statue
des berühmten Erasmus, der hier 1467 in einem noch vorhandenen Hause
geboren ward. Er war ein Zeitgenosse, anfangs selbst ein Freund, dann
aber ein heftiger Gegner Luthers. Die Stadt hat bedeutende Schiffswerfte,
auch eins für Dampfschiffe, einige gelehrte Gesellschaften, und über 115,400
Einw. Täglich gehen von hier Dampfschiffe den Rhein aufwärts, sowie
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_von_Oranien Wilhelm Balthasar Hugo
Grotius Tromp Leellwenhoek
Maas
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Holland Niederlande Onde_Kerk Coblenz Holland Dordrecht Rhein Holland Amsterdam England Rhein
Autor: Stutzer, Emil, Andrä, Jakob Carl, Endemann, Karl
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Neunklassige Schule
Geschlecht (WdK): Jungen
102 Ausbau der Reichsverfassung. Kulturkampf.
187
angeordnet (1879), wonach brgerliche Rechtsstreitigkeiten von Amts-, Land- und Oberlandesgerichten, Strafsachen von Schffengerichten, Strafkammern und Schwurgerichten entschieden werden; diese letzten bestehen aus 3 Richtern und 12 nichtrichterlichen Geschworenen, von denen die Schuldfrage entschieden wird, während die Richter das Strafma festsetzen. Als oberstes Gericht fr das Reich, zugleich als Berufungsinstanz in Zivil- und als Revisions-instanz in Strafsachen ward das Reichsgericht in Leipzig eingesetzt.reichsgericht Die Patrimonialgerichtsbarkeit hrte (seit 1873) gnzlich auf. Ein brgerliches Gesetzbuch wurde ausgearbeitet und trat 12 Jahre Brgerliches nach dem Tode Wilhelms I. in Greift (1. Januar 1900). Der Gesetzgebung der Einzelstaaten unterliegen besonders Kirche und Schule sowie Polizei und Steuerwesen.
Die wirtschaftliche Einheit des Reiches ward (1874) durch ein ein - Weithin heitlichesmnzwesenauf Grund der Goldwhrung die Mark ^unze^Ma zu 100 Pfennigen sowie durch einheitliches Ma und Gewicht weiter durchgefhrt. Die Verkehrs Verhltnisse ganz einheitlich zu gestalten, war unmglich. In bezug auf die Reichspost be- Retchspost hielten sich Bayern und bis auf die jngste Zeit Wrttemberg be-sondere Rechte vor. Von grter Bedeutung wurde der durch den Generalpostmeister, spteren Staatssekretr Stephan (1874) ins Leben gerufene Weltpostverein. In bezug auf Kanle stand Deutschland weniger infolge seiner natrlichen Beschaffenheit als wegen seiner staatlichen Zersplitterung hinter den Nachbarlndern sehr zurck. Erst im neuen Reiche wurde das Kanalnetz bedeutend erweitert. Der Dortmund Emskanal verbindet das rheinisch- Kanle westflische Industriegebiet mit der Nordsee, und vor allem stellt ein Kanal, zu dem Wilhelm I. noch den Grund legte (1887), die Verbindung zwischen Nord- und Ostsee (seit 1895) her.
b) Der Kulturkampf. In derselben Zeit, als das Papsttum der weltlichen Macht verlustig ging (S. 184), erlangte es die geistliche Allgewalt. Das vatikanische Konzil nmlich verkndete 1870 die Unfehlbarkeit des Papstes in Sachen der Glaubens- und Sittenlehre. Nur eine verhltnismig geringe Anzahl deutscher Katholiken erklrte sich gegen das Dogma und bildete die Gemeinde der Altkatholiken, fr die der Staat eintrat, als von kirchlicheraltkathoiuen Seite gegen sie vorgegangen wurde.
Der streitbare Pius Ix. hatte schon vor dem Verluste der Pius ix.
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Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch, Lehrer- und Schülerbuch
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
— 236 —
für Kohlen, Holz, Erze, Düngungsmittel rc. und schnellere und gleichmäßigere Beförderung. Bedeutende finanzielle Überschüsse.
Erweiterung des Kanalnetzes, Herstellung des Dortmund-Ems-Kan als, um die Häfen der Nordsee dem industriellen Rheinland zu erschließen.
Der Bau des Nord-Ostsee-Kanals, von der Elbmündunq nach der Kieler Bucht? Kaiser Wilhelm beteiligt sich am 3. Juli 1887 an der Grundsteinlegung zum Bau der Schleuse bei Holtenau. Bedeutung dieses Kanals für die Verteidigung der deutschen Küsten durch die Flotte und für die Hebung des Handels.
Einführung von Schutzzöllen zur Hebung verschiedener Zweige des heimischen Gewerbes und zu Gunsten des Landbaues.
Schutz des deutschen Handels im Auslande und der Schiffahrt..
Gründung von Kolonien. Es werden unter deutschen Schutz gestellt (1884): Togo an der Küste von Ober-Guinea, Kamerun östlich der Nigermündung, Angra Peqnena an der Küste von Nieder-Guinea (Deutsch-Südwestafrika) 1885: weite Gebiete in Ostafrika, westlich von dem Reiche des Sultans von Sansibar, der nördliche Teil der Osthälste der Insel Neu-Guinea (Kaiser Wilhelms-Land) mit den sämtlichen Inseln vor deren Nordküste und der Inselgruppe Neubritannien (Bismarck-Archipel)..
Das Reich bildet ein Zollgebiet.
Gemeinsames Post- und Telegraphenwesen.
Gründung des Weltpostvereins (1874) durch den Generalpostmeister Dr. Stephan.
Einheitliche deutsche Gerichtsverfassung seit dem i. Oktober 1879. Das zur völligen Rechtseinheit erforderliche gemeinsame „Bürgerliche Gesetzbuch" wird im Entwurf begonnen. Oberstes Reichsgericht in Leipzig.
3. Der Staat und die katholische Kirche.
Beginn des sogen. „Kulturkampfes" zwischen dem preußischen Staate und der römisch-katholischen Kirche gleich nach Beendigung des französischen Krieges. Er wird veranlaßt durch das Konzil im Vatikan zu Rom, das am 18. Juli 1870 den Papst in - machen des Glaubens und der Moral für unfehlbar erklärt uni)1 den „Syllabns" Pius Ix. annimmt, der die moderne Zivilisation verdammt und dem Papst die Weltherrschaft zuerkennt.
Die „Altkatholiken" in Deutschland verwerfen die Beschlüsse des Konzils und bilden eine besondere kirchliche Gemeinschaft, die der preußische Staat beschützt. Bruch mit dem Papste, der die ihm ergebene ultramontane Partei der. Katholiken in Deutschland begünstigt. Kampf zwischen Staat und Kirche. Verweisung der Jesuiten aus Deutschland 1872, Schulaufsichtsgesetz 1872,
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Angra_Peqnena Stephan
Extrahierte Ortsnamen: Dortmund-Ems-Kan Rheinland Holtenau Ober-Guinea Kamerun Nieder-Guinea Ostafrika Sansibar Leipzig Rom Deutschland Deutschland Deutschland
69
Nassau) genoß Moritz von Oranien eines sürstlichen Ansehens. Während des Waffenstillstandes erhob sich jedoch ein Streit zwischen ihm und den Ständen (oder Staaten) von Holland. Derselbe entsprang aus kirchlichen Zwistigkeiten über die Lehre von der Gnadenwahl zwischen den streng orthodoxen Gomaristen und den Arminianern oder Demonstranten Indem sich Moritz aus die Seite der Gomaristen stellte (sein Ehrgeiz ließ ihn wohl nach der Oberherrschaft streben), nahmen die Behörden Hollands, Anhänger der Arrniuiauer, aus Furcht vor ihm aus eigene Kosten Soldaten in Dienst (Waardgelders). Moritz sah hierin einen Eingriff in seine Rechte als Statthalter und in die der Generalstaaten und ließ 1618 die Häupter der i6is Gegenpartei gefangen nehmen. Einer derselben, der berühmte 72jährige Generalanwalt der holländischen Stände, Oldeu-barnevelt starb 1619 auf dem Schafott, während ein anderer, i6is der gelehrte Hugo de Groot (Grotius), zu lebenslänglicher Haft verurteilt ward (flüchtig, 1635—1645 schwedischer Gesandter am französischen Hose, f 1645 zu Rostock, in begriff nach Holland zurückzukehren). Seitdem bestanden in der Republik zwei Parteien, deren eine dem Prinzen anhing, während die andere denselben aus seinen Würden, besonders ans der Statthalterschaft, verdrängen wollte. Moritz starb 1625 im1625 Haag und hatte seinen Bmder Friedrich Heinrich (1625— 1647) zum Nachfolger.
b) Ausschwung der vereinigten Niederlande. Trotz dieser inneren Streitigkeiten erfreuten sich die Niederlande des besten Gedeihens; Handel und Industrie, Schiffahrt und Fischfang blühten wie nie zuvor. Der Krieg hatte die Seeverbindung mit Spanien und Portugal und infolge dessen die Zufuhr indischer Erzeugnisse über diese Länder erschwert, und die niederländischen Seefahrer waren daher in unmittelbaren Verkehr mit Ost- und Westindien getreten. Schon 1595 hatte durch Cor -1595 nelius Houtmann die Schiffahrt nach Ostindien begonnen (Kapstadt), 1602 ward die ostindische Kompagnie gestiftet. Diese Gesellschaft legte den Grund zu der hoüändisch-ostindi-schen Herrschaft. Auf Kosten der jetzt mit den Spaniern unter demselben Herrscher stehenden Portugiesen wurden eine Menge ostindischer Besitzungen erworben und 1619 Batavia gegrün-i6is det. Der ostindische Handel zog sich nun nach den niederländischen Küstenstädten (Amsterdam, Rotterdam n. s. w.), während er bis dahin in den Händen besonders der Portugiesen gewesen war. Die Folge des ausgedehnten Handels war unermeßlicher Reichtum, welcher besonders nach Erlangung vollständiger Freiheit im westfälischen Frieden Macht ’ und Einfluß des jungen Staates auf eine Stufe hob, welche mit der Größe des
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Extrahierte Personennamen: Moritz_von_Oranien Moritz Moritz Hugo_de_Groot_(Grotius Moritz Friedrich_Heinrich_( Friedrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Nassau Holland Hollands Rostock Holland Niederlande Spanien Portugal Westindien Ostindien Kapstadt Amsterdam Rotterdam
Autor: Kosche, Christian Traugott, Hammerdörfer, Karl
Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Vereinigte Niederlande. 495
des Jansenius, die übrigen nehmen die päbstliche
Bulle Unigenitus an, und machen den größten Hau-
fen auö. Die Priester, welche die Constitution Uni-
genitus angenommen haben, werden durch den päpst-
lichen Gesandten berufen, und von dem sogenannten
Kapitel der bischöflichen Kirche zu Haarlem bestätiget.
Etwas geringer ist die Anzahl der Lutheraner,
die in 41 Gemeinen mit 5 3 Predigern getheilt sind,
zwar wie die Katholischen keine Ansprüche auf Aem-
ter und Regierungöangelegenheiten haben, aber doch
ebenfalls ihre Kirchen bauen, und ungestörten Got-
tesdienst treiben dürfen; und ohngeachtet nach einer
Verordnung von 1655 verboten ist, auf dem Lande
keine Kirchen Zu haben, so sind doch auch einige da-
selbst anzutrefferl, auch haben die Salzburger eine
Gemeinde in der Provinz Kadzand.
Wenn auch die Lehre des Arminius, wie wir oben
gehöret haben, keinen Eingang gefunden, ja ver-
dammt worden ist, so verstattet man dennoch seinen
Anhängern, ruhig ihren Meynungcngetreu zu bleiben,
und ihre Gemeinen belaufen sich auf 34, die alle
Jahre wechselsweise in Rotterdamm und Amsterdamm
ihre allgemeinen Zusammenkünfte halten. Sie heis-
sen Remonstranteir von einer Remonstration, die sie
161 o den Staaten von Holland übergaben.
Mennonisten oder Wiedertäufer sind etwa 190
Gemeinden, und diese theilen sich wieder in verschie-
dene Sekten, worunter die flämische und wasser-
ländische die vornehmsten sind.
Eine andere Sekte sind die Rheinsburger oder
Rollegianten: erstern Nanten haben sie daher er-
halten, weil sie sich jährlich ein paartnal im Dorf
Rhynsburg bey Leiden verfammlen, und das Abend-
mahl halten; den andern haben sie von den hier und
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
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Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Haarlem Rotterdamm Holland Rhynsburg
Autor: Kosche, Christian Traugott, Hammerdörfer, Karl
Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
57° Vereinigte Niederlande.
2515 aber vereinigte Kaiser Karl V wieder alle sieb-
zehn Provinzen unter seine Herrschaft, denn er er-
kaufte sich vom Herzog Georg von Sachsen das Recht
über Friesland, imt> von dem Bischof Heinrich über
das Stift Utrecht und Overyffel, von dem letzten
Herzog von Geldern Karln aber, Zütphen und Gel-
dern, und Groningen unterwarf sich freywillig seinem
Schutze. So vereint genoffen diese Provinzen sowohl
Freyheit und Ruhe, als sie sichtbarlich iin Handels
Schifffahrt, Manufakturen, und allen dem stiegen,
was durch einen allgemeinen Zusammenfiuß der Kauf-
leute und Fremden für Reichthümer einem handeln-
den Volk Zuwachsen kann. Nur war die Regierung
Karls für die protestantische Religion, welche viele
Anhänger in den Niederlanden gefunden hatte, nicht
vortheilhaft, da er sich immer auf die Seite der Pah-
fle zu neigen schien, und ihnen zu Gefallen leben
wollte, welches er auch dadurch bewies, daß er im
Jahr 1522 seinen ehemaligen Lehrer, Adrian von
Utrecht, zur Pabstwürde verhalf, der auch der einzi-
ge Niederländer gewesen ist, der jemals diesen Stuhl
besessen hat. Die Verordnung des Kaisers 1529,
die gerade gegen die Ketzer gerichtet war, zeigt, wie
wenig er den Fortgang des Protestantismus mitgleich-
gültigen Augen ansahe, denn sie gieng dahin, daß
seine Anhänger, im Fall sie widerstünden, mit dem
Schwerdte, und die Weiber mit lebendiger Bege-
bung in die Erde sollten bestraft werden, ja sollten ei-
nige zur römischen Kirche getreten, und wieder abge-
sallen seyn, so wäre die Strafe des Verbrennens un-
vermeidlich; und Ruard Trapper von Enkhuisen
wurde als Oberinquisitor von allen Seiten aufgemun-
tert, feine Gewalt auszuüben. Nachdem endlich
Karl seinen Prinzen Philipp im Jahr 1554 mit
der Königin« von England vermählt hatte, übergab
er demselben die völlige Regierung der Niederlande
im
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_V Karl Georg_von_Sachsen Heinrich_über Heinrich Karls Adrian_von
Utrecht Ruard_Trapper_von_Enkhuisen Karl Karl Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Friesland Groningen Karls England Niederlande
451
zugute. Doch entfaltete die preuische Regierung im Verein mit dem Landtage auch im besonderen eine reiche gesetzgeberische Ttigkeit. Die unter Friedrich Wilhelm Iii. von Stein begonnene Einfhrung der Selbstverwaltung wurde durch die Kreisordnung von 1872 und die Provinzialordnung von 1875 (anfangs nur fr die stlichen, spter fr alle Provinzen) vollendet. (der die Selbst-Verwaltung s. u.)
2. Der Ausbau der Verkehrswege. Bei dem groen wirtschaftlichen Aufschwnge nach den glcklichen Kriegen und der fort-gesetzten Verbesserung der Verkehrsmittel wurde in Preußen mit Eifer am Ausbau des Wegenetzes gearbeitet. Whrend der Staat die Anlage und Pflege der Landstraen und Chausseen den Gemeinden, Kreisen und Provinzen berlie, erwarb er durch Kauf fast smtliche Eisenbahnen und baute auf eigene Kosten neue, so da allmhlich alle greren Ortschaften dem Verkehr leicht zugnglich gemacht wurden. Durch diese Verstaatlichung der Eisen-bahnen gewann der Staat eine Einnahmequelle, die jhrlich bedeutende berschsse liefert. Auch auf den Ausbau der Wasserstraen verwendete Preußen groe Summen. Die Stromlufe mehrerer Flsse wurden reguliert; 1887 wurde der Bau des Nordostsee- oder Kaiser-Wilhelms-Kanals begonnen. Da sich infolge der neuen staatlichen Unternehmungen eine berlastung des Handelsministeriums einstellte, wurde 1879 von diesem fr die Verwaltung des Eisenbahn-und Bauwesens das Ministerium der ffentlichen Arbeiten abgezweigt.
3. Kirche und Schule. Als im Jahre 1870 das Vatikanische Konzil das Dogma von dem unfehlbaren Lehramt der Kirche ver-kndete, entstand in Deutschland eine Gegenbewegung, und es bildete sich die kirchliche Gemeinschaft der Altkatholiken". Nach dem Franzsischen Kriege geriet die preuische Regierung mit der katho-tischen Kirche in Streit der die beiderseitigen Machtbefugnisse. Die Jesuiten wurden ausgewiesen, und es kam 1873 zum Erla der sog. Maigesetze, die in das innere Leben der Kirche tief einschnitten und ihre Ttigkeit zum Teil lhmten. Als jedoch im Jahre 1878 Papst Leo Xiii. zur Regierung kam, wurde zur groen Freude des greisen Kaisers der kirchliche Friede nach und nach wiederhergestellt.
In der Zeit des kirchenpolitischen Streites, des sogenannten Kulturkampfes, entzog der Staat vielen Geistlichen die Aufsicht der die Jugendbildung. Durch das Schulaufsichtsgesetz" von 1872 wurden die vom Staate ernannten Schulinspektoren mit der Aufsicht der die Volksschulen betraut. In demselben Jahre erlie
Schubart, Verfassung und Verwaltung des Deutschen Reiches und des Preuischen Staates. 24. Aufl. Breslau 1911.
29*
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TM Hauptwörter (200): [T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Leo_Xiii Leo Schubart
Extrahierte Ortsnamen: Nordostsee- Vatikanische Deutschland Erla Breslau
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abgeschlossenen Frieden. Delft mit 17,000 Einw. Hier
wurde 1584 der Befreier der Niederlande, Wilhelm von
Dramen, der Schweigsame, auf dem sogenannten „Prinzen-
hofe" von dem Franzosen Balthasar Ge'rard erschossen. Er
ch mit den Worten: „Gott erbarme dich meiner und meines
armen Volkes." Sein Denkmal, wie das des Hugo Gro-
tius befindet sich in der neuen Kirche. Hugo Grotius, das
Wunderkind seiner Zeit, der Sterbe- und Leidensgenosse des
edeln 1619 enthaupteten Oldenbarneveld, war 1583 in
Delft geb., ch 1645 zu Rostock (S. 86). In der alten Kirche
sieht man das Grab des 1653 in einer Seeschlacht bei Texel
gegen die Engländer gefallenen Admirals Tromp. Oestlich
davon liegt Gouda (Gauda) mit 14,000 Einw., Hauptsitz
der Backstein- und Pfeifenbrennereien. Leyden am alten
Rhein mit 40,000 Einw., ist eine der schönsten Städte in
den Niederlanden. Leyden ist besonders berühmt durch seine
Universität, welche 1575 durch eine eigenthümliche Veranlas-
sung gestiftet wurde. Hier haben die Gelehrten Grotius,
Cartesius, Ruhnkenius (ch 1798), Armenius, Pe-
ter Camper u. A. gelebt. Leyden ist die Geburtsstätte der
Maler Rembrandt (geb. 1606), den in Hinsicht auf das
Helldunkel Kenner den „holländischen Correggio" nennen,
und des Lucas von Leyden (1494), eines Nacheiferers von
Albrecht Dürer, der Aerzte Boerhave (1668) und Swie-
ten (1700), und des berüchtigten Schwärmers und Schnei-
ders Johann Bockold (geb. 1510, S. 244). Hier ist der
Hauptmarkt Hollands für Wolle. Rotterdam a. d. Maas
ist, nach Handelsbetrieb und nach Einwohnerzahl (80,000)
die zweite Stadt im Lande. Ihre Lage ist prächtiger als
die von Amsterdam. Sie wird von vielen Kanälen durch-
schnitten und hat bedeutende Schiffswerfte. Die Lorenz-
kirche ist wegen ihrer großen Orgel berühmt. Auf dem
großen Markte vor der schönen Börse steht die eherne Bild-
säule des berühmten Erasmus (geb. 1467), ein Zeitge-
nosse und Freund, später aber heftiger Gegner Luthers.
Dortrecht auf einer Insel am linken Ufer der Merwe ist
eine ansehnliche Handelsstadt mit 21,000 Einw. Holz ist
Hauptgegenstand des Handels. Bekannt ist die Stadt durch
die 1618 daselbst gehaltene reformirte Kirchenversammlung
(Synode). Am Ausflüsse der Maas liegt auf einer Insel
die kleine Festung Brielle, welche 1572 von den Wasser-
Geusen überrumpelt wurde. Dieß gab das Signal zum
Ausbruche des niederländischen Befreiungskampfes. Auf der-
selben Insel liegt der Kriegshafen Helvoetsluis (Helle-
wuhtsleus), der gewöhnliche Ueberfahrtsort nach Harwich in
England.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Balthasar_Ge'rard Hugo_Gro- Hugo_Grotius Tromp Gauda Grotius Cartesius Rembrandt Albrecht_Dürer Albrecht Johann_Bockold Johann